orinoco - Mein Werk 

Ida Fuchs - einsamschreit
Susanne Albrecht - und draußen tänzelt das Leben  Pia Widera - Gerade eben
Zeder - Begnadet!

Horst Lux - Der bewusste Tag 

B.Wahr (,george, DeGie) - Herbstschräge Sonne Susanne Albrecht - Dieser Zauber einer Zeit

Nehemia - Auf dem Laufband 

Sam - eternal serenade 

Federchen - Schattenträume 

lapismont - Grenzen 
Priska Bach - stigma  Priska Bach - Das freie Gut 
Schakim - Liebe und Lust Fridolin - Schrottplatz 

Alma Schneider - Rosen 

krümel - Wellenliebe 

Joachim König - Vor deinem Bild 

Nehemia - Unsere Schiffsreise 

derMärchenerzähler - Gedächtnisstütze 

orinoco - Das Meer 

Herr Müller - Die schnelle Hilf-Fee 

Schakim - Das Igelblütenkind (Gutenachtgedicht)
lapismont - Einmal Glockenhelle  dennoch - Gegen die Verzweiflung geschrieben

 

 

 

 

Mein Werk
orinoco © 2003

Ich lieb’ die Hand,
die mein Werk hochhält,
seine Schatten zählt.

Ich liebe auch die Faust,
die es zerschlägt,
wenn’s ohne Wert.

Doch bitte seid bedacht,
die ihr dort freudig
schon die Fäuste ballt,

wenn ihr euch irrt,
könnt’ euch mein Werk
zermalmen.

 

 

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und draußen tänzelt das Leben
Susanne Albrecht © 16.01.2004 

Zeitverloren sitzt sie am vergitterten Fenster
ihr Blick nach draußen
verfängt sich - bleibt Sehnsucht
Erstarrte Mine
zum bösen Spiel
Leben eingefroren im tiefschwarzen See

draußen tänzelt das Leben
drinnen tanzt der Tod

Sie weiß nicht mal mehr
ob sie überhaupt nach draußen will
Wollen ist ihr fremd geworden
in ihr finsteres Schwarz
fällt gleißend immer nur das eine Wort:
ERLÖSUNG!

und draußen tänzelt das Leben
drinnen tanzt der Tod

Monate später
mein Besuch bei ihr
Wie es ihr geht
frage ich
"Nicht gut", sagt sie
und Tränen laufen über ihr fahles Gesicht

und ich lächle 
über ihr kleines Lebenszeichen...

 

 

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Begnadet!
Zeder (Diane Elbrecht) © 26.01. 2003 

Ohne es zu übertreiben:
Ich bin gut, will es auch bleiben.
Sicher, es gibt Satzgebinde,
die ich nicht gelungen finde.
Aber dann, beim Worte-Feilen,
kann ich Silben gut verteilen,
und ich lege angepasste
Rhythmen auf das Vorgefasste.

Musiker bin ich, das sagte ich schon
Wortschöpfer bin ich, gespickt mit viel Ton
Klangfärber bin ich, perfekt, nicht perfid
Wunderbar sing ich der Wortgewalt Lied:


Geschmeidig glänzen gläserne Gedanken
Behangen brechen berstende Böller
Verschlungen vergaßen vertiefte Verse
Mich.


Manch einer kann mich nicht verstehn,
will meine Worte mir verdrehn.
Als ob mein Text verrückbar sei,
mein großer Wurf nur Einheitsbrei!
Wie soll ich denn, ich fass es kaum,
mein Werk beschreiben? Wie im Traum
mal ich die Sätze aufs Papier,
und das ist Kunst! Die schreib ich hier!

Lyriker bin ich, das Wort ist mein Ziel
Wortlehrer bin ich, und zwar mit viel Stil
Klangformer bin ich, und höre es schon
Wunderbar klingt dieser samtene Ton:


Bleibe, harre aus, mein Engel der wacht,
goldumwunden schmiegst du dich an mich
Höre, lausche nur, der Uhu klagt sein Leid,
schwarzverhüllt so tiefe Nacht
Singe, tanze mir, oh Zeit du vergängliche,
nimmerendend
Dich.


Habt ihr alle eine Meise?
Meine Werke sind nur Sch***?
Wollt ihrs ganz mit mir verderben?
Lasst mir übrig lauter Scherben
meiner großen Literatur?
Gut, dann bleibt mir eben nur
euch ab jetzt zu ignorieren.
Brauch euch nicht zum Inspirieren!

Wortwerker bin ich, und baue mit Ton
Lehrmeister bin ich, das zeigte ich schon
Kritiker hass ich, denn die sind perfid
Wunderbar sing ich der Wortgewalt Lied:


 Engel glänzen goldumwunden gläsern
Nacht brechen berstende Böller
nimmerendend vergaßen vertiefte Verse
Sich.

 

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Herbstschräge Sonne
B.Wahr © 11.10.2003

Unter der schrägwarmen Sonne
des Herbstes
möcht ich Dich nochmal voll Wonne
bevor gesterbt es

Ach, Du
im Nu 
verging die Zeit -
Wie weit

wär Nähe
wenn ich Dich nicht sähe
wie nah´ wär Weite
und ob wer bereute?

 

 

Kommentar von george (Jürgen Locke), 11.10.03:

Schrägtexte Wonne

Unter der herbworten Wonne
des Textes
möcht' ich noch einmal die Tonne
des Wassers zerschütten ob dir.

Ach du,
im Nu,
gepudelt,
gepitscht.

Wär Eis du,
wenn Kälte dann käme,
oder Dampf du,
wenn Sonne?


Wir heben das Niveau, sagte Müller-man. Wir kommen dada näher, B.Wahr. Macht Hoffnung ob mehr ...

 

 

Kommentar von DeGie, 11.10.03:

Unter der Wumme
des Herbstwartes Torte
ging eine Krumme
- gesterbende Worte

Ach ich
an sich
starb die Uhr
Wie schnell nur

Wär Ferne
wenn ich nicht lerne
Karten zu lesen
ein Stück nur gewesen
auf dem Papier
... doch weit von hier...

 

 

 

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Auf dem Laufband 
Nehemia © 25.06.03

des Lebens,
taumelte ich ungeübt
durch die Schluchten
des Seins.

Geruch der Stille
Luftzüge der Einsamkeit,
trockneten die Tränen
einer Träumerin.

Das Laufband der Zeit

- bewegt sich zu schnell -

Dein Verzicht
mir beim Leben zuzusehen,
zerriss mich 
mit tausend Armen.

Meine Hände streicheln
über dein Bild,
meine Finger umkreisen
ungekünsteltes Lächeln.

Schreibend veränderte
ich mich,
schaue in mein Leben ...

- mit deinen Augen -

 

"Nehemia ..." von Lemann (Geburtstagsgedicht)

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Schattenträume 
Federchen © Juli 2003 

Ein altes Haus wird ausgeräumt,
ein alter Traum ist ausgeträumt,
doch manchmal ist es nicht geheuer,
es scheint als sitzt er im Gemäuer.

Schon lang entfernt sind Tisch und Schrank,
nur vor der Tür die kleine Bank,
hat manchmal einen grauen Schatten,
den diese Bretter sonst nicht hatten.

Die Katze kreist den Sessel ein,
nur stumm verfolgt vom Mondenschein,
riecht sie mit Unruh an den Stoffen,
als dürfte sie noch auf ihn hoffen.

Du träumst nicht nur im Federbett,
am Tisch, am Fenster, auf Parkett,
all überall träumst Du den Traum,
das wahre Leben spürst Du kaum.

Wenn einer geht und trotzdem bleibt,
sich stets als Geist noch an uns reibt,
so ist es gut und zu verstehen,
doch besser wär´s, er würde gehen.

 

 

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Stigma
Priska Bach (punkt)
© 2003 

Gezeichnet
vom Leben 
von euch

wie ihr mir die Falten
ins Gesicht legt

Nicht
bereits gelebt
bin ich

Einzig

Betrachtet
malt nicht

Hört hin
komponiert nicht

Fühlt
bitte 
formt nicht 

mich

 

 

 

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Liebe und Lust
Schakim © Januar 2004 

Wenn sich Lust nach dir verzehrt,
macht man vieles oft verkehrt.
Wenn die Liebe zu dir spricht,
schreibt man manchmal ein Gedicht.
Wenn ein Abenteuer singt,
gleitet man hinein beschwingt.
Niemand fragt nach Zweck und Sinn -
Man gibt sich dann einfach hin!

 

 

 

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Rosen
Alma Schneider (Nachtigall) © 01/2003

Mit dem
anbrechenden Tag
hast du mir
taufrische Rosen
geschickt.
Nun schleiche ich
spät in der Nacht
an dein Bett,
lege eine behutsam
auf deine Decke.
Meinen Kuß habe ich
in ihre Blüte gehaucht,
weil ich dich
nicht wecken wollte.

 

 

"Bittersalz" von Nachtigall
 mit legendärer Interpretation von Waldemar Hammel

 

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Vor deinem Bild
Joachim König (Dieter Herzog) © 2003

Im Gegenlicht
Dein schönes Haar
Umschattet ist Dein Augenpaar
Von Zärtlichkeit
Und sanftem Spott.

Du bist noch jung
Doch voller Wissen:
Das Licht auf Deiner Wange Kissen
Es kommt
von einem gütgen Gott.

Ich liebe Deinen
schönen Mund.
Dein Lächeln - so tiefgründig und
zugleich so stark
so sanft so mild.

Ich liebe diesen
klugen Blick.
Ich zieh mich in mich selbst zurück
und werde still
vor Deinem Bild.

 

 

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Gedächtnisstütze 
derMärchenerzähler © irgendwann 

Falls ich je Probleme haben sollte,
mich an dich zu erinnern,
habe ich eine kleine Kiste gepackt,
die ich immer bei mir trage.

In dieser Kiste sind:

eine Strähne deines Haares
(schwarz, lang, schön)
ein altes Foto von dir
ein Foto das die Polizei von dir machte
(dazu lässt es sich prima onanieren)
ein Walkman
eine Kassette mit Liedern die mich an dich erinnern
(Aint no sunshine when she’s gone ... mhmhmh)
eine Kassette mit unserem ersten Telefongespräch
(Hallo, sind deine Eltern zu Hause? – Nein. – Gut.)
eine Kassette mit deinem Gestöhne
eine Kassette mit deinen Schreien
(Angst? Schmerz?)
einer deiner Slips
(ungewaschen)
ein Stück Stoff das nach dir riecht
(Bettlaken)
ein Fläschchen mit deinem Lieblingsparfüm
eines deiner Kuscheltiere, ein Teddybär
(ihm fehlt das linke Auge)
dein linkes Auge
(ich wollte es dem Bären annähen,
hatte aber weder Nadel noch Faden)
ein Messer
(blutverkrustet)
eine Bildzeitung
(Schlagzeile: 12-jähriges Mädchen
in Wald gefunden – tot)

Ich vermisse dich...
wird Zeit dass ich
mal wieder in die Kiste schaue...

 

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Die schnelle Hilf-Fee
Herr Müller © 06.10.03 

Ein Bäcker schrie um Hilfe:
Hefe! Hefe!
Da kam eine Fee
und brachte Hefe.

He Fee,
Danke.
Ich hoffe,
Du ißt mit mir einen Toffee?

Ne,
ich esse keine Toffifee.

Nicht Toffifee Fee,
ich meinte
Toffee Fee,
Toffee zum Tee!

Tee?
Nein lieber Koffee!

Kaffee!

Sag ich doch oh je,
eine Tosse Kaffee.

Eine
Tasse
Kaffee
zum Toffee.

Und Danke
nochmal für Deine
Hilfe
mit der Hefe!

Gern geschehen.
Wiedersehen.

(Die Fee wurde seit dem nie wieder gesehen. Das war ihr dann doch zu blöd.)

gewidmet meinem Motorrater und Freund
george


Herr Müller zum Thema "Zapfenstreich"

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Einmal Glockenhelle
lapismont © 23.01.2004

Der heizt nicht mehr.
Kohle klebt ihm 
das Gesicht mit Zeichen ab.
Eng bemalt,
ganz schwarz.

Der hat zwei Leben.
Unter den Klagen
ist er weiß.
In die Welt
weht er schattengleich.

Der ordnet sich nicht.
Unterbrochen die Adern,
verödetes Außen;
sein Innen ist sauber sortiert.

Der sieht nicht meine Hölzer.
Die Löcher im Teppich
markieren mich Narren,
und Der 
lacht über mich
glockenhell.

 

 

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einsamschreit
Ida Fuchs © 9/2003 

der wind weht sacht 
im raum umher
und streift durch mein
gedankenmeer
fast leer ist es
doch schwer frisst es
sich tief in meine seele
ich fehle mir
hier in dir
du grosse weite welt

der fluss der sinne
rauscht in mir
in meinem ohr
droehnt laut die gier
taucht durch das tor
hinab ins moor
 der illusion
dort wartet schon
realitaet
es ist zu spaet
fuer dich
du bunte blumenwelt

die letzte freudenstraene
versickert still im wuestensand
im trauerland der trockenheit
das austrocknet vor einsamkeit
bereit den letzten schritt zu gehn
nicht einmal noch sich umzudrehn
zurueckzusehn
ich kann nicht stehn
hier auf dir
du ferne fremde welt

die flut aus wut
der dorn aus zorn
treibt mich hinab
treibt mich nach vorn
die trauerlust
traegt ohne rast
die last der sehnsucht
nur ein lohn:
revolution
des lebens sinn
hier in dir 
du arme kranke welt

und dann der hohn
auf reichem drohn
falsches gelaechter
im rechten ohr
im linken stille
mein rechter wille
ungezaehmt
bebt zitternd
dass mein herzschlag laehmt
sich schaemt vor angst
die scham
mutiert zu wahn
pupillen schwarz und hohl 
und kalt
ich renne, rase, sause wild
durch wald und wiese
mensch und bild
vorbei an allem sichtbaren
scheinbar unverzichtbaren
und unsichtbaren wahren
der wirklichkeit
dem echten sinn
der wahrheit
bis zum ende hin
und atemlos
und voellig leer
schrei ich hinaus:
ICH KANN NICHT MEHR
ICH HALTS NICHT AUS
ICH MUSS HIER FORT
ICH MUSS HIER RAUS
DU BIST DORT
UND ICH BIN HIER
DU BIST FORT 
UND NICHT BEI MIR
schallt es zu dir
und voellig leer
und atemlos
sinke ich tief in deinen schoss
im feuerball der abendglut
verloren hab ich allen mut
und wieder stille hier im raum
nur fern der fall
der wasserfaelle
ich bin allein
im goldnen schein
der scheinbaren gluecksseligkeit
und nicht bereit
und nicht zu zweit
allein
und ohne mich
allein 
in dir
du unendliche welt

 

 

 

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Gerade eben....
Pia Widera (Harzhexe) © 16.03.2003

Gerade eben...

als deine Worte
meine mühsam errichteten
Mauern einrissen

befreite sich mein Herz
von den Ketten
des Zweifels

und begann
wieder zu fliegen.

 

 

 

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Der bewusste Tag
Horst Lux (WeiserUhu) © 2003

An jenem Sommertag
als die Sonne 
ihre Kraft verlor,
als die Welt 
ganz plötzlich schwieg,
als alle Blumen
ihre Köpfe senkten,
da bedeckten sich die Blätter
mit hellglänzendem Tau.
Oder waren es nur meine Tränen?

 

 

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Dieser Zauber einer Zeit
-Melancholia- © 29. Mai 2003 

Wenn graue Wolken rosa glüh´n,
im Winter Gänseblümchen blüh´n,
wenn Kälte heiß und Hitze lau,
wenn Wüstensand wird meeresblau..

wenn Monde kleine Sonnen sind,
im Silbergrau erwacht das Kind,
wenn Wiederseh´n nach Abschied riecht,
Sekunde über Sehnsucht kriecht

wenn Kupfer plötzlich golden glänzt
und Bauchweh süß im Magen lenzt,
wenn Bleigewichte federleicht,
der Himmel bis zur Erde reicht

wenn Wermut süß wie Honig schmeckt
ein sanfter Hauch die Seele neckt,
dein Alltag dich umarmt im Tanz,
Schwarz-Weiß erstrahlt im Farbenglanz

wenn Logik nicht mehr logisch ist
du stark in deiner Schwäche bist,
wenn Nacht der Tag und Tag die Nacht,
dein Herz dreifache Salti macht



Wenn du je so stark verbunden
Höhen hast so tief empfunden
hast –wenn auch nur für kurze Zeit-
geschmeckt du die Glückseligkeit.
Du streckst in deinem brachen Land
die Waffen und reichst dir die Hand,
streust rote Rosen in dein Herz,
den Blick nun richtest himmelwärts.

Du wusstest ja, es muss vergeh´n
für ein ganz andres Wiederseh´n,
doch diesen Zauber einer Zeit
bewahrt dein Herz in Ewigkeit

 

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eternal serenade
Sam © 2003 

milchweisses licht auf grauen hügeln
konturen schmelzen wundersam dahin 
und ringsum steigt aus weichem, kühlen gras
kaum hörbar eine melodie

als würde eine sanfte hand 
an sterne streifen
zu einer mondlichtsymphonie


mit leisem frösteln lehnt die nacht 
ihr müdes haupt an tages schulter
aus zweigen einer buche 
schwebt langsam erst, dann hell und klar 
dem tag ein amselton entgegen

als wollte sie 
mit ihrem lied
dunkel zu hell bewegen.


ein kanon kann nicht schöner sein
als der, der bald aus allen wipfeln
so langsam zum refrain erhoben
die ersten sonnenfäden hell zum strahl verflicht

aus grünen blättern 
steigen klingend seelen
und tanzen mit dem ersten licht


in unfassbarem staunen still
spür ich nun auch die meine schweben
taumelnd zuerst, dann immer höher
als gäb es keine grenzen weit und breit

und leise summt in mir
- im schweigen -
die melodie der ewigkeit.

 

 

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Grenzen
lapismont © 04.11.2003

In der Nacht
hält er Wacht.
Am Abzug
zuckt nur kurz der Finger.
Blut spuckt das Kind.
Ein halber Tag am Pfeiler
bleibt zurück.

Von der Brücke
schwingt ein Kind
den Gullideckel
in die Windschutzscheibe -
stirbt blind ein Raser.
Rinnt Blut erneut
den Tag hinab.

 

 

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Das freie Gut
Priska Bach (Punkt) © 2003 

Durch die Hitze
zielen Blitze
munter 
runter,

und der Regen,
welch ein Segen,
krass 
nass,

kühlt die Winde,
auch für Blinde
gleich 
weich.

 

 

 

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Schrottplatz 
Fridolin © Mai 2004

Wie welker Staub am Lebensrand
Im Netz der Stunden langsam baumelnd 
Verebben ausgehöhlte Tage

Im bleichen Neonlabyrinth
Der Röhrenflure tropfet zahnlos
Speichel grau auf PVC

Greise stochern stumm verloren
Auf Pfefferminzteetassenböden
nach ihrer längst vergilbten Würde

In Gitterbetten eingesperrt
Auf Leichentüchern festgezurrt
Rufen Urgroßeltern leise
Mama

Gehütet in Verborgenheit
Mitfühlend aus den jungen Augen
Dem Sinn der Wellnesswelt gepflegt
Modern ausrangierte Leiber
Zwischen ausrangierten Leibern
Ins Seniorenheim, vorletzte
Ruhestätte stillgelegt

 

 

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Wellenliebe
krümel © 28.07.2003 

Ich lasse mich treiben,
an jedes Ufer, dass du ansteuerst.
Wenn ich gerade die Segel einholen will,
legst du schon wieder ab.
Auf zu neuen Ufern.

Ich sah die Brücken von Paris,
den Uhrenturm in London,
die schöne Festung Prags,
ein paar Hochhäuser New Yorks
und Warentore bei Venedig.

Schön sahen sie aus,
die Brücken und Türme,
die Festungen und Hochhäuser.
Aber leer.
Nie sah ich Menschen dort.
Was trieb dich hin?

Hier setzt du einen Fuß in den Sand,
dort legst du eine Hand auf die Kaimauer.
Nie streichst du die Segel.
Immer bist du auf der Suche nach etwas,
an allen Ufern.
Hat das Wasser dich einsam gemacht?
Machst du mich einsam?

Nie schaust du zurück. 
Du lässt dich treiben,
von einem Ufer zum nächsten.
In deinem Kielwasser liegt dein Ziel.

 

 

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Unsere Schiffsreise
Nehemia © 2003
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Es war ein Versprechen
vor vielen Jahren schon ... hältst du es heute?

Heute, ja heute ist dieser Tag,
ein kleines Lächeln bewegt meine Lippen,
Erinnerungen setzen mich noch einmal auf deinen Schoß, 
groß,e leuchtende Augen lauschen deinen Seefahrer-Geschichten.

Mit lautklopfenden Herz schaue ich dir immer und immer wieder ins Gesicht, 
unfähig Realität von Seemannsgarn zu unterscheiden, nur dein Schmunzeln 
verwirrt mich ab und an...
Eines sah ich aber ganz deutlich in deinen Augen... immer und immer wieder

Liebe ... die Liebe zum Meer.

Mein Spiegelbild -
verschwommen, undeutlich sehe ich wie meine zittrigen Hände Creme übers Gesicht streichen,
es ist eisig kalt und Seeluft dringt tief unter die Haut...

Wie wird es sein
gleiten übers Meer ... Schaukeln, das sich anfühlt, als tanzte man mit den Wellen.

Unruhe in mir
als ich über den Steg aufs Boot steige 
Gänsehaut, die sich ausbreitet, als wäre sie Schüttelfrost,
ist es Angst ... nein keine Angst ...
aufgeregt nervös stehe ich an Deck ... suche dich.
Wir legen ab, 
Sonnenstrahlen schieben sich zwischen dicke Wolken, kraftlos um zu wärmen, doch scheinbar wollen sie uns begleiten .
Möwen kreischen wild - es klingt,  als lachten sie-

dann wird es still ... ich schließe meine Augen, 
eine rauhe, kalte Hand streichelt meine Wange, rieche ich den Tabakduft deiner Pfeife?

Noch fester schließe ich die Augen, Tränen ... ich spüre Tränen, nichts kann sie jetzt mehr aufhalten, 
ganz langsam öffne ich meine Augen drehe mich um, 
es war der Wind, 
der Wind streichelte mein Gesicht, wie schon tausendfach in meinen Träumen.

Ich bastle Wolkenbilder ... es entstehen riesige Schiffe und Momente aus deinen Geschichten

Das Schiffshorn ... dieses Hupen ... es reißt mich aus meinen Gedanken 
- wir stoppen -
bitte ... nein noch nicht,
wir haben doch noch gar nichts gesehen
in mir ist ein Sich-Überschlagen- der- Gefühle*
... er ist da ... dieser Moment ...

Noch einmal schaue ich für uns beide aufs Wasser

in meinem Herz
Freiheitsgefühle, tiefe Traurigkeit, die man nicht greifen kann 
und Wissen: Ich habe dich nach Hause gebracht, 
dann wird deine Urne dem Meer übergeben ...

Aber Du bist nicht fort ... ich trage dich in mir, 
genau so 
wie die Liebe ... unsere Liebe zum Meer ...

 

 

"Nehemia ..." von Lemann (Geburtstagsgedicht)

 

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Das Meer
orinoco © 2003

Das Meer spült Steine an den Strand.

Es will spielen.

Ich hebe ein paar von ihnen auf
und werfe sie weit hinaus ins Wasser.

Am nächsten Morgen liegen sie wieder da
und ich spüre, wie das Meer wartet...

 

 

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Das Igelblütenkind
Schakim © 21.09. 2004 

Du bist das Igelblütenkind
und wanderst durch die Nacht -
Ich fang' dir Träume ein geschwind
und halte sie ganz sacht,
und keiner fliegt mehr mit dem Wind!
Du bist das Igelblütenkind!

Ich trolle mich durch manchen Traum,
pflück' jeden Stern der Welt.
Ich schenk' ihn dir, du glaubst es kaum -
Ob er dir auch gefällt?
Dort, wo die Träume tiefer sind,
da ruhst du, Igelblütenkind!

Die Hoffnung trägt ein Leben weit.
Zur Erde schwebt ein Blatt.
Ob Träne aus Verlegenheit
kein Wort zu sagen hat?
Das Auge tränt und fühlt sich blind.
Oh, weinst Du, Igelblütenkind?

Die Nacht ist lang, die Nacht ist schön!
Das Herz spaziert hinaus!
Ein warmer Wind kommt auf, ein Föhn -
Glühwürmchen zieht's ins Haus.
Der Morgen dämmert bald. - Geschwind,
geh' schlafen, Igelblütenkind!

 

 

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Gegen die Verzweiflung geschrieben
dennoch © 2003

Wie das Licht einen Weg findet
durch die Bäume eines Waldes
und nicht Halt macht,
bis es den Erdboden erreicht,
an den Hindernissen vorbei
durch Blätter hindurch
- noch am Abend, wenn es
nur in einem Hauch
die Gräser
gerade noch
streifen kann,

ungeachtet dessen,
dass die Erde sich weiterdreht,
beharrlich,
gar nicht anders könnend
als immer wieder lichtend,

findet etwas in mir einen Weg.

 

 

 

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