Den fernen Streifen begreifen lernen

 

Im Licht der finst’ren Sonne schon

der Tage Dauer steigt

Und als ob ‘ erwürgt ‘ den eig’nen Sohn

des Himmels Rachen uns zu sich neigt

 

Seinen schwarzen Schleier tonnenschwer

sich wogend in der Lüfte Meer

In Pilatus‘ kaltem, lautem Grün

Für des Teufels Walten gebaut er schien!

 

"Ich weiß," so braust der weiße Greis

"der Einsicht Tal im Nebel grau

im Schatten des schwarzen Mondes Kreis‘

herbei sich voll Qual der Säbel Tau,

herbei sich voll Wut und unerwähnt

der Menschen Blut im Dunst ersehnt!"

 

Beizeiten im Land der tausend Hügel

ein Gaukler im Taumel sich schwankend erinnert

zum Reiten die Hand umklaubend die Zügel

Vor blauer Kälte krank er wimmert.

Was hatte man einst im Land der Moore

voll Furcht um der guten Sitten Bestand

in Panik verschlossen zur Wand die Tore

Die Lage unbestritten verkannt!

 

Denn was einst dem Auge quoll entgegen

wie fleischgeword’ne Magenentleerung

In Wahrheit dem Zwerchfell voller Segen

tröstet hinweg so mancher Entbehrung!

 

Und damals lernten wir diese Sachen:

Anstatt zu würgen ganz einfach zu lachen

Was heut‘, fürwahr der Rede wert

sich zum vierunddreißigsten Male jährt.

 

"Nun ja," bald lallt des Streifens Träger

und bedächtig Getrag’nes seicht hebt an

Wie nachts im Wald dem bleichen Jäger

manch prächtig‘ Wild schon leicht entrann

 

"Was, wenn ein jeder Streifen hätte

- dieser Sage tragend‘ Verrat - was dann?"

Und der Felsen runzelt der Stirne Glätte

und noch Tage fragend starrt ihn an...

 

 

©© DeGie © 10.02.1997

 

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