Die 24 Stunden von Le Manuela 

Gestern 

Auch das noch 

Mein letzter und allerletzter Wille 

Teamwork:

Rache 

Die Sanduhr 

Ende 

mit Audio-(MP3-)Version->  Hexerei 

Das Mikrophon 

Mann 

Der letzte Herbst

Die Mühle

 

 

 

Die 24 Stunden von Le Manuela
Lessing © 2003

Ich hatte mich gerade in Carsten verliebt, aber mich innerlich noch nicht ganz von Peter getrennt, den ich auch noch ein bisschen liebte. Genau in dieser Phase trat Hannes in mein Leben, rüttelte es ordentlich durch und ließ meine Gefühle zu Carsten und Peter etwas abkühlen. Wie gut, dass Sven mir über den Weg lief, der mich von Hannes ablenkte und mir zeigte, dass Liebe etwas Wunderbares sein konnte. Andererseits muss es aber etwas gegeben haben, dass er mir nicht zeigte, denn sonst hätte ich mich kaum auf die Affäre mit Rainer eingelassen, die wiederum zur Folge hatte, dass Sven plötzlich keine Rolle mehr spielte. Wie kurz das schönste Glücksgefühl sein kann, bewies meine zeitgleiche Begegnung mit Achim, der mich von heute auf morgen Rainer vergessen ließ. Achim und ich genossen unsere Liebe und würden sie noch heute genießen, wenn da nicht dieser gutaussehende Typ in mein Leben geschneit wäre, der Andreas hieß. Bedauerlicherweise konnte Andreas nicht an Phillips Qualitäten heranreichen, der aus diesem Grund dessen Platz einnahm. Aber was sind schon Qualitäten, wenn man einen Michael kennen lernt, der Phillip mit all seinen Qualitäten in den Schatten stellte? Wie schön, dass ich mich nicht zu sehr an Michael gebunden habe, da es mir sonst vielleicht schwer gefallen wäre, mich von ihm zu trennen, da Rodriguez sein Platz einnehmen sollte. Welch herrlich feuriger Spanier! Einen Vergleich zu Marcello, dem süßen Italiener, konnte er allerdings nicht standhalten, was mich bewog, Marcello dann doch den Vorzug zu geben. So, lieber Leser, nun haben Sie einen einzigen Tag meines turbulenten Lebens kennen gelernt. Ich bin jetzt echt ein bisschen müde – und möchte schlafen. Mal sehen, was Morgen alles auf mich zukommt...

Eure Manuela.

"Manuela...? Kommst Du ins Bett?"

"Gleich, Andrew, gleich... ich sag nur noch Marcello auf Wiedersehen!"

 

 

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Gestern
Lessing © 2003

Ich habe gestern noch
an Dich gedacht;
ich habe erst geweint 
und dann gelacht.
Ich habe gestern
viel zu fett gegessen
und wieder mal 
den Brief an Dich
vergessen...

Ich habe gestern noch
die Bilder angesehen,
auf denen wir 
ganz eng zusammen stehen.
Ich habe wirklich ein bisschen
lächeln müssen,
weil wir uns niemals
auf den Bildern küssen ...

Ich habe gestern noch
versucht, Dich zu verdrängen;
ich habe gestern noch
versucht, mich zu erhängen.
Ich habe dann – 
Du weißt ja, wie ich bin –
den Mißerfolg ertränkt
in reichlich Rum und Gin...

Ich habe gestern noch
bedauert, Dich zu kennen
und wollte trotzdem und sofort
schnell zu Dir rennen.
Ich habe tausendmal 
den Himmel angeschrien
und Dir dann doch 
Dein Handeln gern verziehen.

Ich habe gestern noch
an Dich gedacht;
ich habe manches gut
und viel mehr schlecht gemacht.
Ich habe irgendwann
den Brief an mich geschrieben,
in dem dann stand:
vorbei und aus. 
Wir beiden sind

geschieden.

 

 

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Rache
Lessing © 2003

Da liegt er nun, der arme Wicht
und ahnt das nahe Ende nicht.
Hat er vielleicht noch nicht begriffen,
wie scharf mein Messer

schon geschliffen?

Wie lästig jetzt sein Schnarchen klingt
und wie es mich zur Weißglut bringt.
Hat er vielleicht noch nicht bedacht,
dass Schnarchen mich zur

Bestie macht?

Ein Schritt nur noch, dann werde ich
das Ekel wirklich fürchterlich
für alle Zeit zum Schweigen bringen
und tief in seinen Hals

eindringen!

Ich hasse es, wie er da liegt
und nichts von alledem mitkriegt,
was hier im Zimmer nun passiert
und was ihn gleich

total rasiert.

Was glotzt der Alte mich jetzt an
und lächelt gar, mein Ehemann?
Wie soll ich seine Kehle schlitzen,
wenn freundlich seine Äuglein

blitzen?

Nun denn – so soll es wohl nicht sein
und außerdem wär’s auch gemein,
ihm jetzt die Kehle durchzuschneiden.
Ich muss wohl etwas

länger leiden.

Doch bald, Du Schnarcher, komme ich
und räche, räche, räche mich
für all den Lärm, der mich so quälte
und alle die Stunden, die ich

zählte.

Zuvor jedoch, mein lieber Schatz,
mach etwas auf dem Sofa Platz.
Ich möchte selbst ein bisschen schlafen
und Dich mit meinem

Schnarchen strafen!

 

 

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Das Mikrophon

Lessing © 2003

Wenn sie mich
mit Worten streichelt,
mich mit sanftem Klang
umschmeichelt,
wenn sie flüstert, haucht
und säuselt,
bis sich jedes Härchen
kräuselt,
wenn sie köstlich
formuliert
und sie wortgewandt
pariert,
wenn sie Kosenamen
findet,
mich mit Zärtlichkeiten
bindet,
wenn sie grummelt, lacht
und stöhnt,
wenn sie mich total
verwöhnt,

dann...

dann bin ich,
das Mikrofon,
glücklich über
jeden Ton!

 

 

 

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Auch das noch...
Lessing © 2003

Habe mir ein Bein gebrochen
und mir in den Arm gestochen.
Hab mir in die Hand geschnitten,
bin bei Glatteis ausgeglitten.
Fühle mich total verbraucht,
habe mir den Fuß verstaucht
und das Blut aus meiner Nase,
tropft genau wie meine Blase.
Dann der Krampf in meiner Galle;
dieser Schwindel – und ich falle
auf den Kopf und schlage hin,
und schon wieder auf das Kinn!
Weil zum zweitenmal getroffen,
klafft das Kinn nun weit und offen
auseinander und ich schreie,
weil ich mir das nie verzeihe,
dass ich wieder mal vergaß:
auf dem Boden lag noch Glas!
Und die Scherben, die da lagen
stecken nun in Kopf und Kragen;
selbst im Hals und auch sehr bitter,
in den Augen steckten Splitter!

Eigentlich die reinste Qual;
Gliederschmerz auch genital!
Und besonders, was ein Mann,
immer gut gebrauchen kann,
ist bei mir, ich armes Schwein,

abgebrochen und

– zu klein!

 

 

 

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Die Sanduhr
Lessing © 2003

Bin am Ende
meiner Reise.
Bin erschöpft
und ausgelaugt.
Stöhne nur noch
ganz, ganz leise.
Fühle mich so
ausgesaugt.

Ist nichts da,
um mich zu halten,
nichts, was mich
noch halten will.
Seele voller
Kummerfalten.
Alles dunkel,
alles still.

Nicht mal Schmerzen
kann ich spüren.
Totes Fleisch
und toter Geist.
Wohin wird
der Weg mich führen,
der vielleicht bald
"Ruhe" heißt?

Etwas Angst noch
vor dem Gehen.
Weiß ja nicht,
wohin es geht.
Will vielleicht auch
gar nicht sehen,
was am Tor
zum Ende steht.

Seltsam leise
die Gedanken.
Seltsam friedlich
träume ich.
Nicht mehr zaudern,
nicht mehr wanken,
denn das Leben
will ich nicht.

Bin am Ende
meiner Reise.
Eine neue
Zeit beginnt.
Lächle leise
und ich weine,
weil der Sand
nun nicht mehr

rinnt.

 

 

 

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Mann
Lessing © 2003

Wenn ein Mann
nicht mehr kann,
kann ein Mann
irgendwann
nicht mehr ran,
weil es dann

nicht mehr geht,
nicht mehr steht,
nicht mehr will
und ganz still

ist der Mann,
weil er dann
nicht mehr kann;

ohne Kraft
nicht mehr schafft,

was er braucht
und geschlaucht
und verbraucht

liegt er dann
irgendwann

leise, stumm,
blöd und dumm
in dem Bett
und wird fett
und spielt nett

an sich rum.

 

 

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Mein letzter und allerletzter Wille
Lessing © 2003

Es ist mein vorerst letzter Wille,
dass ich in Frieden und in Stille,
begraben unter einer Eiche,
von dieser Welt zur nächsten

schleiche.

Da keines Menschen Freund ich war,
zahl ich im Voraus und in bar
und bitte brav den Pfarrersmann
zu schweigen, wenn er das denn

kann.

Statt einem Kreuz nur einfach schlicht
mein Name und noch ein Gedicht
von mir, in dem ich Abschied nehme,
ganz ohne Trauer, ohne

Träne.

Der allerbeste Trauergast
hat, wenn ich gehe, nichts verpasst.
Ich will es ruhig und schön bescheiden;
so mag ich’s Sterben doch noch

leiden.

Dann fällt die Erde auf die Kiste;
man streicht mich aus der Rentenliste.
Man ist ganz froh, dass ich verstarb,
weil ich zu gerne Spaß

verdarb.

Es wächst das Unkraut wild und frei 
und mir ist alles einerlei,
denn schon im Leben haßte ich
das Leben, war’s zu

ordentlich.



Mein allerletzter Wille:

Mein allerletzter Wille ist,
dass man mich bitte schnell vergißt
und dass man keinen Nachruf bringt,
in dem die Lüge

ehrlich klingt.

Bestattet mich ganz anonym
mit etwas Kies und Tannengrün
und legt zur allerletzten Ruhe
mich einfach in die

Wäschetruhe.

Ist keine Truhe aufzutreiben, 
will ich Euch jetzt als Order schreiben,
dass auch ein Plastiksack genügt,
da zuviel Pomp die Wahrheit

trübt.

Zu guter letzt das Loch verschließen
und nicht Salut zum Himmel schießen.
Stattdessen würde mir gefallen,
wenn Korken aus den Flaschen

knallen.

 

 

 

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Ende
Lessing © 2003

Die Sonne scheint


hier leider nicht,
doch spendet trotzdem
reichlich Licht,
ein Strahler, der
frontal gerichtet,
mich pausenlos
brutal belichtet.

Die Sonne scheint


hier wirklich nicht,
wenn irgendwann
die Psyche bricht,
die nun, nach etwa
vierzehn Tagen,
nach Hunger, Durst und
vielem Schlagen

die letzte Kraft
in mir gebrochen
und ich, den Tod im
Angesicht,
geschunden, krank
und ohne Hoffen,
bereit bin,
alles preiszugeben.

Die Sonne scheint


hier wirklich nicht.

 

 

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Der letzte Herbst
Lessing © 2003

Es war einer der schönsten Herbsttage, an die ich mich erinnern konnte.

Während ich verträumt die fallenden Blätter beobachtete, lauschte ich zugleich dem Rauschen des Windes in den Bäumen. Jeden Luftzug, der über mein Gesicht fuhr, genoss ich wie die zarte Berührung eines unsichtbaren Engels. Tief versunken in einem Meer von Erinnerungen fühlte ich mich selbst wie eines der Blätter, das vom Wind getragen, seinen entgültigen Weg suchte. Meine Gedanken schwebten in der Vergangenheit, streiften all meine Hoffnungen und Wünsche, bis irgendwann die Reise sanft und unendlich weich endete.

Ein Eichhörnchen näherte sich der Bank, auf der ich saß. Vollkommen regungslos erwartete ich den kleinen rotbraunen Besucher, der mich neugierig betrachtete. Wahrscheinlich überlegte der kleine Nager, was er von mir zu erwarten hatte. Immer dann, wenn es mir ein Stückchen näher gekommen war, verharrte es einen Moment, wieselte blitzschnell nach links und nach rechts, bevor es sich wieder auf mich zu bewegte. Offenbar spürte das Eichhörnchen, dass von mir keine Gefahr ausging, denn nun war es so nahe zu mir gekommen, dass es meinen Schuh berühren konnte. Es verharrte fast fünf Minuten, bis es plötzlich kehrt machte und Sekunden später im Geäst eines Baumes verschwand. Ich sah im lächelnd hinterher.

Wie lange saß ich schon auf der Parkbank? Langsam setzte die Dämmerung ein – und trotz meiner kuscheligen Jacke begann ich den kühlen Herbstwind in allen Poren zu spüren. Ein letztes Mal suchten meine Augen in den bald kahlen Bäumen nach meinem kleinen Besucher. Nicht mehr lange, und auch für ihn würde es Zeit werden, sich auf den Winter einzustellen. Bestimmt hatte das Eichhörnchen reichlich Nüsse gehortet, um ohne Sorgen den Winter überstehen zu können...

Rötliches Licht fiel durch die Äste und verwandelte den Park in eine Zauberlandschaft, in der Feen und Elfen zuhause waren. Bald schon bedeckte eine weiße Decke die Landschaft wie ein Versprechen auf den nächsten Frühling. Jahreszeiten wechselten, der Rhythmus des Lebens nahm seinen Lauf und in diesem Spiel der Natur reduzierten sich alle Probleme des Menschen auf vergängliche Maßstäbe.

Es wurde Zeit für mich, zu gehen.

Während ich den Heimweg antrat, holte ich noch einmal tief Luft, um meine Lungen mit Zufriedenheit und Dankbarkeit zu füllen. In meinen Beinen begann das Blut zu zirkulieren. Bereits nach einigen Schritten war die Kälte auf meiner Haut verschwunden und mein Körper genoss die Wärme der Bewegung.

Es war der letzte Herbst, den ich erleben durfte.

Alles war ein endloser Kreislauf, in dem selbst mein Tod seinen Schrecken verlor. Ich hatte keine Angst, zu sterben. Warum auch. Nach dem Herbst kam der Winter, dann folgten Frühling und Sommer. Alles wiederholte sich in immer neuen Facetten und Bildern.

Ich hatte keine Angst, zu gehen.

 

 

 

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Hexerei
(aus dem Teamwork-Forum)
Lessing © 06.05.2003

Hat ein Hexchen mich verhext,
da am Kopf ein Hörnchen wächst?
Oder kommt die Riesenbeule
von der alten Marmorsäule,
die mein Kopf mit Schmerzen fand,
weil sie mir im Wege stand?

(...)

Nicht ich war es, der so besoffen;
es war die Säule, die da schwankte.
Ganz plötzlich hat sie mich getroffen,
woran ich dann ja auch erkrankte.

 

 

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Die Mühle
(aus dem Teamwork-Forum)
Lessing © 06.05.2003

Inmitten ich von Irren stecke 
und hilflos meine Lippen lecke. 
Bewegen kann ich mich ja nicht, 
obwohl mich so der Hafer sticht. 

Ich höre all die Irren kreischen, 
die sich im Wahne bald zerfleischen; 
ich lausche jenen Irrgesängen 
der Irren, die sich hier erhängen. 

Und ich? ich armer Tropf beschließe, 
dass ich mich kurzerhand erschieße. 
Auf diesen Tag, das seh ich schon, 
da freu ich mich. 

Napoleon. 

 

 

Tagebuch - die "Mühle" im Kontext

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Wer inzwischen weiß, daß er nicht einschlafen kenn, wenn er zuvor nicht mindestens 100 von Lessings Kurz- bis Langgeschichten gelesen hat, sollte die Seite

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Gebunden 
160 Seiten
Tomus Vlg.
Erschienen:
August 2002
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80 Seiten 
Tomus Vlg.
Erschienen:  
2002
ISBN: 3823113267
Gebunden
80 Seiten 
Tomus Vlg.
Erschienen:  
2002
ISBN: 3823113283
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80 Seiten 
Tomus Vlg.
Erschienen:  
2002
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