Wenn Gestern morgen Heute wär


Wenn Gestern morgen Heute wär‘

Ich stünde wohl genauso auf

und freute mich wie einst so sehr

und nähme jede Last in Kauf.

 

Ich ginge mit dem gleichen Glauben

der damals noch dicht bei mir schien

Ein Stück der Welt mit Dir zu rauben

ein Meer von Blüten, tief im Grün.

 

Mal sehen, was der Tag verspricht

wo Meere tief und Träume dicht

im Wind als wie die Bäume ragen

will wie ein Kind den Sprung ich wagen.

 

 

In Meeren der Unendlichkeit

sind Strömung, Strudel jederzeit

Wie Zügel bald zu Grund mich zögen

wenn Wellen nicht wie Flügel trögen.

In Leere erst befindlich zwar

- sind Meere doch an Inseln rar -

hofft‘ dennoch mit Geduld und Liebe

‘ man irgendwann an eine triebe.

 

 

Und plötzlich scheinen tausend Meilen

im Buch des Lebens ein paar Zeilen

Zuweilen wird so ohne Zagen

so lang die Wellen weiter tragen

verlassen nie der Hoffnung Pfad

bis irgendwann ein Ufer naht.

 

-

 

Wenn Gestern heute Morgen wäre

begänne bald wohl schon der Traum

von Gittern wär‘ noch frei der Raum

wär‘ Zuversicht, wo heut nur Leere

 

Und unterm Strich wär‘ unbenommen

wie weit mein Herz herumgekommen

Wer weiß, was unsre Welt verspräche

wenn ‘s nicht so schnell zusammenbräche!

 

 

Im Treibsand kann man leicht versinken

Und außer Frage, unerwähnt

daß Tage, die man einst ersehnt ‘

dem Traum oft hinterher bald hinken.

 

Doch heißt es, wenn ein Traum verloren

daß schon im Keim er totgeboren?

Bedeutet, wenn die Flügel lahm

daß ohne sie zur Welt man kam?

 

Ein Flügel so viel mehr oft trüge,

wenn tröge nicht so oft in Lüge

der Schein, bis dann vermessen träge

in Fesseln längst vergessen läge,

was für Momente fähig schien

den Gittern ewig zu entfliehn.

 

Welch‘ Gipfel man doch leicht erklömme,

wenn das, was dann und wann erglömme

man ernst zu nehmen doch erwöge

und nicht bequem nur hin sich böge!

 

-

 

Wenn Gestern erst noch fände statt

vergäße wohl, was einst gewesen

besäße noch manch fromme Thesen,

die heute längst schon ausgelesen

Und mäße bei fast nichts mehr glatt

was längst schon stattgefunden hat.

 

 

Als gestern noch die Welt erblühte

mein Herz für den Moment noch glühte

Da war es nicht mehr allzu weit

zu Schwere und Vergessenheit.

 

Und dennoch will, was längst zerrissen

in meinem Herzen niemals missen

Und wünsch‘ mir oft, daß einst beizeiten

solch‘ Träume mich erneut begleiten.

 

-

 

Wenn Gestern bald mir stünd‘ bevor

Ich würde meine Angst vergessen

und täte vielfach, ganz vermessen

was einst zu tun ich auserkor

 

Schon Zweifels Stimmen kaum noch höre

und bald mich tief im Traum verlöre...

 



©DeGie 7.-10.04.2002

 

 

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