Verfliegen

DeGie © 20.05.2003

Viele Seelen waren einst so nah.
Wo sind sie hin?

Ein Wind von stadtwärts zog in Strudeln all die Wünsche dahin, die ihren Weg gesucht hatten.
Neben mir eine leere Bank.

Für viele war es wohl heller Nachmittag,
doch konnte ich die Sonne nicht mehr sehen
nicht einmal erahnen

Nur das Fehlen des Mondes, der die Tage alles andere als neu gewesen war, verriet, daß die Zeit der Ruhe fern lag.
Sterne nirgendwo zu sehen.

In diesem Moment gefror das Blut
und taub erstarrten die letzten Glieder

Nur noch schematisch konnte ich im Dunkeln das Fortflattern der Seele wahrnehmen.

Es war kein echtes Fliegen
Sie teilte sich in immer mehr Fetzen, die in alle Richtungen dahindivergierten
bald kleiner und kleiner
Im Dämmerlicht längst nicht mehr zu sehen

Wäre da nur eine Spur geblieben...

Vielleicht hätten sie dann jemals existiert

Nicht verschickt - 99 x gelesen - Lyrikecke nur 21.05.2003
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8 Kommentare:

Montserrat 21.05.03 18:35	meine ist vorgestern mitgeflogen Bea
DeGie 21.05.03 18:46	Immerhin, Monti, dann treffen sich ja wenigstens unsere Seelen...
Sam 21.05.03 19:13	deine divergierenden seelenfetzen erinnern mich an eine schar von fledermäusen, die im halbdunkel beinahe geräuschlos aus ihren höhlen in die nacht ausschwärmen und sich im dunkel verlieren. möglicherweise verschwinden seelen zwar manchmal spurlos...und hängen dann irgendwann doch wieder kopfunter an ihrem platz.
DeGie 21.05.03 19:44	Wer weiß, liebe Sam... Ich wohne in einer ausgebauten Scheune und habe Fledermäuse auf dem Dach. Sehe ich aber immer nur im Spätsommer / Frühherbst. Weiß nicht wirklich, was meine Zeilen sagen wollen.
Claire.delalune 21.05.03 19:51	Lieber DeGie, du weißt es selbst nicht... vielleicht will deine Seele dir was sagen? Ich lese unheimlich viel Einsamkeit, Trauer, Resignation, Endgültigkeit heraus - Kraftlosigkeit, die nicht mal mehr Verzweiflung zu nennen ist. Ach DeGie, was ist nur geschehen mit den Sternen, die die Träume bewachen? Warum leuchten sie nicht mehr? Mögen Frieden und Trost dich erreichen. LG, Claire
DeGie 21.05.03 20:00	Liebste Klara, ich glaube selbstverständlich an diese Sterne. Sie bewachen viele Träume. Nur nicht immer die meinen. Vielleicht wäre das auch zu viel verlangt. Bin froh, daß es diese Gestirne überhaupt gibt. Und danke Dir, daß Du vorbeigeschaut hast!
hilled 21.05.03 20:09	Ja, wo werden sich die Seelen treffen? Traurig. Mir gefällt es.
DeGie 21.05.03 20:59	hilledchen, ich danke für Deinen Besuch!